07.06. - 10.06.2012 Szigetköz-Tour


Szigetköz - Nie gehört?

Es geht um ein großes Urwaldgebiet (ca. 350m2), so dicht bewachsen, dass man kaum je wo anlegen kann, durchzogen kreuz und quer von Gewässern, voll mit wilden Tieren. Unbekannte Vögel tönen den ganzen Tag aus dem Dickicht. Außer breiteren Flüssen, die ruhig dahinfließen gibt es viele kleine verwinkelte Arme, deren Erkundung durchaus zur Expedition werden kann. Ohne GPS und Karte ist man schnell verloren.
Zum Glück gibt es kleine Dörfer der Einheimischen, die gute Lagerplätze am Fluss ermöglichen und mit ihren Einbooten die Gewässer befahren…

Klingt exotisch? Irgendwo ein Fleck am Amazonas?
Nein, nein. Dieses Gebiet ist ein echter Geheimtipp und nur etwas mehr als eine Autostunde von Wien entfernt!

Szigetkös oder auf deutsch „die Schütt“, ist ein Naturschutzgebiet zwischen Donau und Mosoni-Donau (die zumindest in Paddlerkreisen etwas bekannt ist). Ein natürlich entstandener aufgeschütteter Schwemmkogel der Donau, der durch verschiedene Bemühungen vor der Austrocknung gerettet wurde und jetzt ein fantastisches Paddlerrevier bietet – das wir, Albert, Markus, Matthis, Uli und ich ein langes Wochenende lang erforschten.

Tag 1:
Nach gemütlicher Anreise trafen wir uns am Campingplatz in Dunasziget, wobei uns das Navi kräftig half. Der Campingplatz, direkt an einem Flusslauf gelegen ist auf Karten kaum verzeichnet und eigentlich auch nur eine bessere Wiese. Wie es in der Hauptsaison ist, wissen wir natürlich nicht, aber jetzt waren kaum Leute, wenn auch immer wieder Paddler vorbeikamen.
Wir bauten unser Zelt in einem kleinen Winkel am Ende der Wiese auf und waren so die ganze Zeit unter uns.
Nachdem es doch schon spät war, machten wir nur mehr eine erste kleine Runde.
Wobei - und das ist das geniale an dem Gebiet - "Runde" wirklich wörtlich gemeint ist. Gegen die Strömung kommt man gut an, es gibt mehrere parallele, leicht fließende Arme, die immer wieder durch Queräste verbunden sind. Somit kann man jeden Tag eine andere Runde fahren und kommt wieder an den selben Punkt zurück.
Nach unserer Runde wurden die verschiedensten Kocher ausgepackt und eifrig, gegrillt, gekocht, gebrutzelt und der Abend mit Lagerfeuer in Markus' Feuerbox ausklingen gelassen.

Tag 2:
Strahlend schönes Wetter, abgesehen von etwas zu viel Wind. Heute wollten wir eine größere Runde drehen und so wurden die Karten befragt. Karten über das Gebiet sind nicht leicht zu bekommen und jede zeigt die Flussläufe etwas anders - es bleibt also spannend. Google's Satelittenkarte (ausgedruckt) + den anderen Karten halfen uns doch sehr weiter. Das mit dem Verirren weiter oben war ernst gemeint: will man nicht denselben Weg zurück fahren müssen, das lieber nicht ohne Karte probieren, da kann man schon ein Weilchen verloren gehen.
Mit Karte war es aber eigentlich nie ein Problem.
Lustig waren die überspülten Straßen (eher Forststraßen, nicht befahren), die leichte Schwälle zum Surfen und Seilfähren bildeten.
Der Wind machte uns Anfangs gegen den Strom etwas zu schaffen, wir erholten uns aber wieder beim Mittagessen in einem Seitenarm, wo wir picknickten und genossen anschließend den zweiten Teil stromab. Bei den eingezeichneten Wehren konnte man eigentlich immer seitlich fahren (überspülte Straßen), (bei niedrigerem Wasser könnte das aber ev. nicht mehr gehen) und natürlich war wieder viel Wellensurfen dabei.

Tag 3:
Nachdem das Wetter für heute sehr unsicher angesagt war, änderten wir unsere Pläne von einer anderen Runde zu "kleine Seitenäste erkunden". Das machte total viel Spaß und die Arme waren alle sehr verwachsen und schön. Ab und zu mussten wir Bäume überqueren, aber allzu schlimm wurde es nie.
Bei unserer Mittagspause bei einem Wehr kam auf einmal eine Gruppe Ungarn mit Kanus direkt aus den Büschen gefahren, wir hatten nicht einmal bemerkt, dass dort eine Einfahrt war. Das mussten wir natürlich gleich ausprobieren und so fanden wir einen sehr langen gewundenen Arm, der etwas flussaufwärts wieder auf den einen Hauptarm herauskam - unsere erfolgreichste Expedition heute!
An Tieren sahen wir heute einen Hirschkäfer auf einem Baum! Überhaupt sieht man viele Tiere: Biberspuren überall und wir haben fast jeden Tag einen schwimmen gesehen. Ich hatte Abends, als ich alleine in der Dämmerung noch einmal rausgefahren bin meinen Erstkontakt mit einem Biber ganz aus der Nähe. Während er ca. 1m an meinem Kanu vorbeischwamm hat er mich angesehen - ich habe ihn angesehen, wir haben uns nett gegrüßt und sind unserer Wege geschwommen/gepaddelt ;-)

Tag 4:
In der Nacht hat es geregnet und grau begrüßte uns der Morgen. So ließen wir die Zelte im Wind trocknen, während wir noch eine kleine Tour machten. Dann wurde alles eingepackt, aufgeladen (so viel Zeug für 3 Tage...) und wir fuhren noch zu einem Lokal an der Mosoni Donau, wo wir das Wochenende gemütlich ausklingen ließen...

 

Text: Anita; Fotos: Markus, Matthis, Uli, Albert


Einfach toll, wie Matthis das so macht!


Anita und Uli kämpfen - und schaffen es!

Souverän und locker: Markus


Matthis rettet uns mit seiner Kochkunst vor dem Hungertod: