Auf der Drau sind recht unterschiedliche Fußwanderungen möglich. Von Lienz bis wenige km vor Paternion flott und ohne Unterbrechung, darauf folgen 10 Kraftwerke und dazwischen liegen Stauseen mit wenig bis keiner merkbaren Strömung. Hier will ich den Abschnitt zwischen dem Kraftwerk Edling und Wunderstätten beschreiben.
Planung der Tour:
Das ist der Moment eine Entscheidung zu treffen: gegen, oder mit der Strömung? Im ersten Fall, eine ausgewachsene Tagestour, im zweiten – richtig! – eine lockere Halbtagestour. Oder dazwischen, die 3. Möglichkeit: Start in Wunderstätten, also flußaufwärts bis Lippitzbach und zurück.
Der Einfachheit halber beschreibe ich die erste Variante, wobei sich das Rückholen wegen des Fehlens brauchbarer Öffis gar nicht einfach gestaltet, sondern recht ausführlich Motorsport benötigt.
Natürlich geht auch Lippitzbach bis Wunderstätten: 9 km mit der Strömung.
Der Einstieg:
Unter dem Kraftwerk Edling, linksufrig, führt ein Weg steil hinunter zu schönen Einstiegsmöglichkeiten. Wer es ganz entspannt mag, nutzt die Bucht am Ende des Weges nach der Umkehre. Ein paar nette Worte mit den Fischern wechseln, hilft bei Parken.
Auf Tour:
Quellen und Bächlein im Wald rechts, links ein paar Felsen, Mischwald, grünes Wasser, Reiher voraus…hübsch. Die Strömung zu Beginn nimmt bald ab, ist aber je nach Wasserstand und Strombedarf (die Kraftwerke arbeiten im Schwallbetrieb) immer da.
Die Pause:
Nach einigen km, an der Mündung des Lippitzbaches, kurz nach der Naturdusche an den Felsen, sind es wieder Fischer, deren Infrastruktur uns zu Gute kommt, mit Bank, Tisch und Feuerstelle. Gut, für ein anregendes Pläuschchen mit den „locals“. Zum Beispiel über Krebse, die hier seit einigen Jahren in ansehnlichen Mengen in den Reusen gefangen werden und den Speiseplan bereichern.
Weiter geht es:
Wir passieren die alte Brücke, die leider nicht weiter gewartet wird. Dann die Neue. Gigantisch spannt sie sich, nein, nicht nur über den Fluss, gleich über das ganze Flusstal, womit sich die Ab- und Auffahrt in vielen Serpentinen erübrigt und die Fahrzeiten für Pendler wie Urlauber - zeitgemäß - spürbar verringert.
Die Drau hat sich in den eiszeitlichen Schottergrund tief eingeschnitten, aber nun öffnet sich die Landschaft ein wenig, gibt den Blick auf entferntere Berge frei. Die Wälder hier sind besonders artenreich, im Frühjahr gibt das eine Vielzahl an Grüntönen, im Herbst eine bunte Palette von Gelb über Rot bis …. Im Winter aber, lohnt es sich eine Zeitlang ruhig zu paddeln: Rehe findet man dann leicht nach Gehör, denn das Rascheln im Laub verrät sie.
Wilder Hopfen, Wasserminze, Iris… Schwarzstorch, Eisvogel, Bussard, Zugvögel auf Durchreise oder im Winterquartier… Flora und Fauna hier sind ein Schatz für alle, die Ihre Sinne gerne nutzen. Weiter flussabwärts sind die Altwässer rechtsufrig einen Abstecher wert. Quellen, im ca. 1m tiefen Wasser sprudeln in Sandkuhlen und liefern eiskaltes, glasklares Trinkwasser. Das Kanu gleitet über Wasserpflanzen, abgestorbene Bäume, wer Lust hat, bahnt sich seinen Weg parallel zum Fluss durch den Busch.
Bald danach folgt die Brücke der Jauntalbahn, die wird sonn- und feiertags gern zum Bungee Jumping genutzt. Beeindruckend: der Urschrei der Mutprobanten am Gummiband – oder so.
An der Mündung der Feistritz treffen Forellen- und Karpfenregion zusammen. Das Kanu bringt uns im kleinen Delta dahin, wo kein Bein trockenen Fußes hinkommt, Flossen und Federn das Sagen haben. Am rechten Ufer gegenüber sind Biber eifrig am Werk. Unfassbar, was ein paar Nager mit Ambition so alles wegnagen!
Das Picknick:
Der lange, flache Uferabschnitt in der Folge, bietet mehrere improvisierte Grillplätze, ohne, oder mit Schatten. Von hier, mit Blick auf die St. Pauler Berge sind es nur noch wenige km bis zum Ausstieg, doch Obacht! Fallwinde sind im kurzen Abschnitt in Nordrichtung , was die letzte Strecke zur Prüfung machen können. Wellen bleiben zwar klein, aber mit schlechtem Trim hat ein müdes Team schlechte Karten.
Der Ausstieg:
Sobald der runde Turm des Kraftwerks Schwabegg in Sicht kommt, findet man links den Weg zum Parkplatz nahe Wunderstätten Nr. 28.
Den beschriebenen Flußabschnitt kenne ich inzwischen recht gut, und doch gilt auch hier: Du fährst nie zweimal denselben Fluß. W
Info:
Länge möglicher Edling bis Wunderstätten - ca. 14km
Touren: Wunderstätten bis Edling und zurück – ca.28km
Winderstätten bis Lippitzbach und zurück – ca. 18km
Lippitzbach bis Wunderstätten – ca. 9km
Anforderung: gering
Charakter: leichtes Fließwasser, Flachwasser
Wasserstand durch Kraftwerke ausgeglichen
Beste Jahreszeit: Frühjahr und Herbst. Befahrung ganzjährig möglich
Einstieg: linksufrig unter dem Kraftwerk Edling. Steiler, kaum befestigter Zufahrtsweg
Ausstieg: nahe Wunderstätten Nr.28
Bester Pausenplatz: Lippitzbach
Bester Picknickplatz: 2 km vor Ausstieg
Besonderheit: Fließgeschwindigkeit hängt von Kraftwerken ab
Meine Empfehlung: Flußaufwärts fahren, Tourenlänge je nach Strömung und Kondition.
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